Von Auslandsaufenthalten kommen die meisten Schüler mit guten Sprachkenntnissen und vielen Erfahrungen zurück.

„Wenn Sie mich so fragen, ja, ich würde gleich noch mal ins Ausland gehen“, lacht Madita Römisch. Sie war im vorigen Jahr drei Monate in Südafrika – im Rahmen des Schüleraustausches, vermittelt über die Firma „bildungsdoc®“. Madita ist immer noch voller Eindrücke und erzählt begeistert, dass ihr das Vierteljahr in einer anderen Kultur ganz viel für ihre Persönlichkeitsentwicklung gebracht hat. „Ich bin toleranter geworden gegenüber anderen Ansichten und Lebensweisen und wohl auch ein bisschen reifer“, sagt die 16- Jährige. Ihre Sprachkenntnisse haben einen immensen Sprung gemacht, obwohl es am Anfang nicht so leicht war mit der Verständigung. Madita lebte bei einer muslimischen Gastfamilie, die einen starken Dialekt sprach. Von dieser Familie schwärmt sie regelrecht. „Das waren die lustigsten Menschen, die ich je getroffen habe.“ Sie wurde ganz herzlich aufgenommen und sofort in die Gemeinschaft integriert. Einmal in der Woche besuchte sie mit ihren Gastgebern sogar die Moschee. Mit den vier Geschwistern auf Zeit freundete sie sich so sehr an, dass sie wahrscheinlich im Dezember zur Hochzeit der einen „Schwester“ fliegen wird. Die Schule war ganz anders als in Deutschland: jeden Tag sieben Stunden Unterricht in immer den gleichen Fächern, getragen wurde Schuluniform, und die Schüler mussten vor dem Unterricht draußen antreten und geschlossen einmarschieren, wobei nicht gesprochen werden durfte. In den Pausen hatten sich Mädchen und Jungen auf getrennten Schulhöfen aufzuhalten. Bei dieser Strenge, die Madita auch gut fand, herrschte zu den Lehrern ein herzliches Verhältnis. Auch der Lehrplan an dieser naturwissenschaftlichen Schule war ganz anders als zu Hause. Es wurde sehr viel Stoff vermittelt, allerdings ohne Zusammenhänge, wie die Austauschschülerin es empfand. Unter den etwa 500 Schülern waren nur zehn Weiße. „Am Anfang wurde ich wie ein Exot bestaunt, aber alle wollten mich kennenlernen. Und so kannte ich nach einer Woche schon die Hälfte der Schüler“, erzählt Madita. Heimweh hatte sie in den drei Monaten nicht, dazu waren die Eindrücke viel zu geballt. Wenn ihr überhaupt etwas gefehlt hat in der Zeit in Kapstadt, dann waren es die öffentlichen Verkehrsmittel und manchmal das deutsche Brot. Als sie wieder zu Hause ankam, musste sie sich erst an die Stille gewöhnen, wie sie sagt. In Kapstadt war immer die ganze Familie zusammen, und es ging laut und bunt zu. In den ersten Nächten daheim wollte sie gar nicht allein in ihrem Zimmer schlafen, so sehr war sie an die Geselligkeit gewöhnt. Horst Rindfleisch, Inhaber von bildungsdoc®, erklärt, dass bei den Schüleraustauschen immer Ansprechpartner vor Ort sind und auch regelmäßige Treffen stattfinden, damit jederzeit sichergestellt ist, dass es allen Jugendlichen gut geht. „Ich finde, jeder junge Mensch sollte die Chance zu einem Auslandsaufenthalt nutzen. Dass nur reiche Eltern ihren Kindern das ermöglichen können, ist ein Mythos. Es gibt viele Fördermöglichkeiten, beispielsweise das staatliche Schüler-Auslands- BAFöG, das im Schnitt 90 Prozent der Schüler im Osten bekommen, da die Einkommensgrenzen der Eltern sehr hoch sind“, sagt Horst Rindfleisch, selbst Vater von zwei erwachsenen Söhnen, die durch Auslandsaufenthalte ihre beruflichen Karrieren befördert haben. Bildungsdoc® führt regelmäßig Beratungen in Dresden durch zu staatlichen Förderprogrammen, Schulbesuchen im Ausland, Auslandspraktika, Freiwilligenarbeit, Work & Travel und Sprachreisen. Horst Rindfleisch empfiehlt in erster Linie englischsprachige Länder für einen Schüleraustausch, denn Englisch sei für die jungen Leute „bald die zweite Muttersprache“. Nach seiner Erfahrung sind die jungen Mädchen früher bereit, das elterliche Nest für einige Monate oder ein Jahr zu verlassen. Viele tun das schon vor dem Abitur, während die meisten Jungen erst danach den Schritt in die weite Welt wagen. Alle kommen gereift und voller neuer Erfahrungen zurück, und bereut hat es wohl niemand. Claudia Dahlke

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Madita Römisch zeigt an der Weltkarte, wo sie drei Monate ihres Lebens verbracht hat. Foto: Claudia Dahlke