Vom Herbst angestachelt: Der Igel ist Wildtier des Jahres 2024. Aktuell futtern sich die putzigen Insektenfresser eifrig Fettreserven an, im November geht es in den Winterschlaf – höchste Zeit für einen igelfreundlichen Garten.

Horcht man in den Märchenwald, ruft Frau Igel ihren „Borstel“ mit dem dreifachen „Nuff, nuff, nuff.“ Auch Schriftsteller, Comic-Pionier und Schöpfer der martialisch bis moralinsauren „Max und Moritz“-Geschichten Wilhelm Busch dichtete einst über den Igel: „Und alsogleich macht er sich rund, schließt seinen dichten Stachelbund. Und trotzt getrost der ganzen Welt, bewaffnet, doch als Friedensheld.“ Dem dämmerungs- und nachtaktiven Einzelgänger dürfte seine symbolische Rolle als „wehrhafter Demokrat“ unbekannt sein. Von der Deutschen Wildtier Stiftung wurde der Igel zum Wildtier des Jahres 2024 gekürt. Mit dem Titel macht die Stiftung auf die Gefährdung der verblüffenden Tiere aufmerksam. Siedlungs- und Straßenbau schränken den Lebensraum der Igel stark
ein. Auch in Gärten fehlt es oft an Unterschlupfmöglichkeiten. Zudem können Rattengift und Schneckenkorn den neugierigen Säugetieren zum Verhängnis werden.

Denn gerade jetzt im Herbst stopfen sich Igel mit Essbarem voll. Schließlich verlieren die „Stachelritter“ während des Winterschlafs bis zu 40 Prozent ihres Körpergewichts. Der Speiseplan reicht von Insekten über Regenwürmer und Spinnen bis hin zu Fröschen, Schnecken und Mäusen. Trotzdem zählt der in Europa verbreitete Braunbrustigel genau wie Maulwurf und Spitzmaus zur Ordnung der Insektenfresser. Zwischen Juni und August pflanzen sich Igel fort. In der Regel kommen nach etwa 35 Tagen Tragzeit vier bis fünf Jungtiere zur Welt. Bei der Geburt sind sie gerade mal sechs Zentimeter lang, maximal 25 Gramm schwer und haben rund 100 weiche Stacheln. Adulte Tiere tragen bis zu 8.000 Stacheln und wiegen abhängig von Jahreszeit und Geschlecht etwa ein Kilogramm. Nach nicht einmal zwei Monaten sind die Jungigel selbstständig. Ist ein Gegenstand für die stacheligen Gesellen interessant, beschnuppern und kauen sie ihn nach Herzenslust – dabei entsteht weißschaumiger Speichel, der oft fälschlicherweise mit Tollwut in Verbindung gebracht wird. Herberge aus Holz, Reisig und Laub Sobald die Bodentemperaturen im November um den Gefrierpunkt liegen, suchen sich Igel ein lauschiges Plätzchen zum Überwintern.

Ein solches kann man im eigenen Garten mit wenig Aufwand bauen:
Das ideale Winterquartier besteht aus einem Haufen aus Totholz, Reisig und Laub. Wer den Tieren im Herbst auch bei der Nahrungssuche unter die vier Beinchen greifen möchte, kann Feucht- oder Trockenfutter für Katzen mit hohem Fleischanteil sowie Wasser bereitstellen. Wegen seiner proteinärmeren und kohlenhydratreicheren Zusammensetzung ist Hundefutter hingegen ungeeignet. In Obhut sollten Igel nur dann genommen werden, wenn sie augenscheinlich unterernährt oder krank sind. Wer geschwächten Tieren über den Winter hinweg helfen möchte, kann sich an den Verein Igelhilfe Radebeul wenden.
Seit 2016 päppelt das Team um Cornelia Schicke verletzte und unterernährte Igel auf. Oberstes Ziel ist es, die Tiere nach dem Winterschlaf wieder auszuwildern. Unterstützen kann man die Igelhilfe, indem man einen oder mehrere Igel unter Anleitung bei sich zu Hause aufnimmt. Wem das nicht möglich ist, der kann auch eine Patenschaft abschließen und die Genesung eines Igels für rund sechs Monate monetär unterstützen. Außerdem freut sich der Verein über Sach- und Futterspenden.

Eine Wunschliste findet sich online: web www.igelhilfe-radebeul.de

Text: Viktor Dallmann

Wenn sich Igel genug Winterspeck angefuttert haben, ziehen sie sich in ihr Winterquartier zurück.

Foto: Unsplash/Piotr Laskawski