Lautmalerischer Laubsänger – Der Zilpzalp. Der possierliche Piepmatz ist jedes Jahr einer der ersten und letzten Zugvögel in unseren Breitengraden.
Irgendwie müssen die Dinge heißen. Schließlich hängt unser Verständnis der Umwelt von der Sprache ab, von eindeutiger Katalogisierung, gewissermaßen
von Etiketten. Spätestens seit Carl von Linnés „Systema Naturae“ aus dem 18. Jahrhundert werden kontinuierlich Arten beschrieben. Manchmal werden sie nach ihren Entdeckern benannt – oder zumindest nach denen, die die Art erstmals mit wissenschaftlichem Anspruch unter die Lupe nahmen, manchmal nach optischen oder reviermäßigen Besonderheiten, und hin und wieder auch nach dem Laut, den sie von sich geben. Letzteres Prozedere ist gerade im Reich der Vögel nicht unüblich: Da hämmern, krähen und tschilpen etwa Kuckuck, Krähe und Fink. Besonders lautmalerisch ist der Name des Zilpzalps. Die beiden klingenden Silben imitieren den charakteristischen, recht eintönigen Gesang des bis zu zwölf Zentimeter großen Vogels. Auch in anderen Sprachen ist der Name des gefiederten Sängers an sein Geträller geknüpft. So heißt er etwa im Englischen „Chiffchaff“ und in den Niederlanden „Tjiftjaf“. Wie auch immer man sein Singen nun transkribiert, man kann es vielerorts vernehmen. Der Zilpzalp bewohnt diverse bewaldete Habitate, lebt in Parks und verwilderten Gärten und gehört zu den häufigsten Vogelarten Deutschlands. Im Gegensatz zu den meisten Zugvögeln kann man den Zilpzalp auch im September noch hören, denn er bricht erst Ende des Monats oder Anfang Oktober in sein Winterquartier im Mittelmeerraum auf. Und im Folgejahr kehrt das robuste Tier bereits Ende März zurück. Äußerlich ähnelt der Zilpzalp seiner Zwillingsart, dem Fitis. Beide gehören zur Gattung der Laubsänger und haben oberseitig fast durchweg olivbraunes Gefieder und eine weißlich-gelbliche Unterseite. Zwar gibt es kleine optische Unterschiede, am leichtesten ist die Differenzierung allerdings anhand der verschiedenen Gesänge. Auf dem Speiseplan des Zilpzalps stehen vor allem kleinere, weichhäutige Insekten wie Blattläuse und Larven. Die rastlosen Vögel sind meist in Bewegung und auf der Suche nach Nahrung – meist in den mittleren und oberen Regionen der Baumkronen, seltener in der Vegetation rund um Gewässer oder auf dem Boden. Die kleinen Sänger halten sich quasi permanent in der Deckung der Vegetation auf und haben darum kaum natürliche Feinde. In den Verschnaufpausen singen sie ihr zweisilbiges Lied.
Text: Viktor Dallmann
Robustes Vögelein mit singendem, klingendem Namen: der Zilpzalp
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