Je heißer und trockener der Sommer, umso wichtiger ist es ausreichend zu trinken. Doch Eltern sind zunehmend besorgt: Welches Wasser und welche Gefäße schaden weder der Gesundheit noch der Umwelt? Wir baten Dr. Birgit Brendel von der Verbraucherzentrale Sachsen um ein paar einfache Erklärungen und praktische Tipps.

Stichwort BPA: Bisphenol A in Trinkflaschen oder Getränkedosen gilt als hormonell schädlich für den Menschen.

Zu Recht, die EU hat auf die jüngsten Forschungsergebnisse reagiert: In Babyfläschchen ist BPA bereits seit 2011 verboten, jetzt auch in Trinkbechern und Flaschen für Kleinkinder. 2015 hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) den generellen Grenzwert für die duldbare tägliche Aufnahme auf vier Mikrogramm pro Kilo Körpergewicht gesenkt. 2017 wurde der Stoff als besonders besorgniserregende Substanz eingestuft. Seit 2018 gilt für Kunststoff, Lacke und Beschichtungen mit Lebensmittelkontakt ein Grenzwert für den Stoffübergang von 0,05 Milligramm pro Kilo Lebensmittel. Mein Tipp: Achten Sie beim Kauf auf die Angabe BPA-frei!

Nächste Horror-Vokabel: gesundheitsschädliche Weichmacher.

Für diese Phthalate sind Grenzwerte festgelegt. Kleinkinder können stärker mit DEHP belastet sein, da sie über den Hausstaub und Dinge, die sie in den Mund stecken, zu viel davon aufnehmen. Früher enthielten Dichtungsringe von Schraubdeckeln Weichmacher. So konnten deutliche Mengen in fetthaltige Lebensmittel übergehen, wenn das Öl in Kontakt mit dem Dichtungsring kam und in der Verpackung sterilisiert wurde. Inzwischen ist die Verwendung in Lebensmittelverpackungen für fetthaltige Lebensmittel verboten. Die Alternative: PVC-freie Weißblechverschlüsse, zu erkennen am bläulichen Ring auf der Innenseite oder am Siegel Pano Blue Seal. Mein Tipp: Bei Verpackungen aus Glas ist der Stoffübergang am geringsten.

Glas ist aber für Kinder ungeeignet: zu schwer und zu zerbrechlich.

Stimmt, deshalb sind stoßfeste Leichtmetallflaschen so beliebt. Dafür sind sie aber teurer. Und sobald die Beschichtung sich durch zu lange aufbewahrte säurehaltige Flüssigkeiten abnutzt, droht die Aufnahme von giftigem Aluminium. Tipp: Vor dem Kauf die Verwendungshinweise anschauen.

Neuerdings gibt es Bambusgefäße.

Die sind vielleicht gut für die Umwelt, aber im Geschirrspüler werden sie porös, wodurch das zur Verklebung benutzte Melaminharz und Formaldehyd frei werden können.

Also am besten das Glas unter den Hahn halten. Wie sauber ist unser Leitungswasser?

In Deutschland gilt es als eines der bestkontrollierten Lebensmittel. Bis zur Hauswasseruhr. Was jedoch Belastungen durch alte Leitungsrohre im Gebäude, versottete Armaturen oder Keimbildung wegen ungenügender Erhitzung im Boiler betrifft – das ist Sache des Eigentümers. Da hilft, auch wenn es ins Geld geht: Solange ablaufen lassen, bis es ganz kalt ist, und selber kochen.

Nun ist aber viel die Rede von Nanoplastik, Medikamenten oder Drogenrückständen.

Mit steigendem Alter der Bevölkerung geht eine höhere Belastung des Grundwassers mit Arzneimitteln einher. Dies versuchen die Versorger in den Griff zu bekommen. Bei Mikroplastik und Crystal steht die Forschung erst am Anfang.

Welche Filtersysteme sind zu empfehlen?

Wir Verbraucherschützer raten von Wasserfiltern generell ab, da sie das Risiko der Keimekonzentration erhöhen können. Wenn die Aktivkohle zu viele Keime enthält, kippt der Filter um, und alles geht ins Wasser. Es hilft, ihn öfter zu wechseln, stets zu kühlen und das Wasser nicht zu lange im Behälter stehen zu lassen.

Sollte man Mineralwasser kaufen für die nötige Mineralienzufuhr?

Natürliches Mineralwasser ist zu empfehlen, weil es amtlich anerkannt und zugelassen werden muss. Die Qualitätskriterien sind wie auch für Quell- und Tafelwasser in einer entsprechenden Verordnung festgelegt. Für die Mineralienaufnahme rate ich eher zu einer ausgewogenen Ernährung. Neben Milchprodukten oder Brokkoli für die zum Knochenaufbau wichtige Kalziumversorgung wären da Bohnen und Erbsen, Vollkornprodukte und Nüsse für die Magnesiumzufuhr zu nennen, wenn man viel schwitzt.

Apropos, Durst. Da haben Sie bestimmt was gegen zuckerhaltige Limonaden?

Über den Tag verteilt nehmen Kinder vom Marmeladenbrot übers Dessert bis zum Gummibärchen genug Zucker zu sich. Es gibt so leckere Tees oder frische gestoßene Kräuter für den guten Geschmack. Mit energiefreien Getränken lässt sich außerdem die Nuckelkaries vermeiden, die man übrigens auch bei Erwachsenen diagnostiziert hat, die zu lange zu viel Gesüßtes aus Sportflaschenverschlüssen saugen.

Das Gespräch führte Una Giesecke. (Foto: fotolia.com © maxoido)


Weiterführende Informationen

Kind trinkt Wasser (Foto: fotolia.com © maxoido)