Die angehenden Forstwirtinnen Marie Ahnert und Laura Birnstein stellen sich am liebsten den Herausforderungen der Holzernte.

Einfach Kettensäge ansetzen, einschalten, und los geht’s? Nein, zum Bäumefällen gehört mehr als nur Motorund Muskelkraft. „Das ist eine komplexe Aufgabe“, sagt Marie Ahnert, angehende Forstwirtin im dritten Ausbildungsjahr. „Man braucht dafür Wissen und reichlich Erfahrung.“ Bei der sogenannten Baumansprache müssten vor dem ersten Schnitt etliche Fragen beantwortet werden: In welchem Zustand befindet sich der Baum? Wie ist seine Kronenlast verteilt? Steht er gerade oder geneigt? In welche Richtung soll er fallen? Doch gerade diese Komplexität ist es, die den Holzeinschlag für die 24-jährige Marie ebenso wie für Laura Birnstein, 20 und im zweiten Ausbildungsjahr, so spannend macht – besonders beim Starkholz mit mindestens 40 Zentimetern Stammdurchmesser. Auch der Windwurf, wie er in Sachsens Wäldern nach den starken Stürmen reichlich vorkam, stellt Forstleute vor Herausforderungen. „Das Holz steht dann meist noch unter Spannung“, berichtet Laura, „da muss man schon ordentlich aufpassen.“ Ihre ersten Erfahrungen sammeln Azubis natürlich mit dünneren, unkomplizierteren Bäumen; schließlich will auch das Hantieren mit der Säge erst einmal gründlich geübt sein. „Anfangs ist mir das gar nicht so leicht gefallen“, gesteht Laura, die als Stadtkind keinerlei Vorkenntnisse hatte. „Doch die Kollegen haben mir viele Tipps gegeben, und nach einem Monat hatte ich es drauf.“ Zudem haben die Azubis in ihrer dreijährigen Lehrzeit immer einen Ausbilder an ihrer Seite. Laura arbeitet in ihren Praxiswochen hauptsächlich in der Dresdner Heide, Marie im Umkreis der Festung Königstein. Das theoretische Rüstzeug holen sich die beiden in der Berufsschule im vogtländischen Morgenröthe-Rautenkranz. „Die Heimat des Kosmonauten Sigmund Jähn“, erklärt Marie schmunzelnd, „und einer der kältesten Orte Deutschlands.“ Neben den beiden Stationen der klassischen dualen Ausbildung können angehende Forstwirte noch weitere Qualifizierungsangebote nutzen. So durfte Marie schon einen Harvester, eine riesige Holzerntemaschine, fahren. Beide jungen Frauen wollen zudem einen Jagdschein erwerben. Im Arbeitsalltag von Forstwirten nimmt der Holzeinschlag breiten Raum ein – doch wer ernten will, muss natürlich auch pflanzen und pflegen. „Wir sind Naturschützer und manchmal sogar Biotop-Planer“, sagt Marie, die auf dem Land groß geworden ist und sich keinen Büro-Beruf vorstellen könnte. Dass Wald von allein wachse, sei ein Vorurteil, das sie auch kürzlich auf der Ausbildungsmesse „KarriereStart“ häufig gehört habe. „Dabei ist es im Forst wie in der Landwirtschaft – nur in größerem Stil und über längere Zeiträume.“ Ihre Liebe zur Natur möchte Marie auch künftig in ihrem Ausbildungsbetrieb Sachsenforst leben und später vielleicht an andere weitergeben: „Einen Job in der Umweltbildung könnte ich mir gut vorstellen.“ Laura plant nach dem Berufsabschluss ein Studium, um Försterin werden zu können. Reine Männersache, da sind sich die beiden einig, ist die Arbeit im Forst schon lange nicht mehr; der Frauenanteil werde immer größer. „Es ist eben nicht nur Kraft, sondern auch Köpfchen gefragt“, resümiert Marie. „Körperlich fit und praktisch veranlagt sollte man aber unbedingt sein.“ Birgit Hilbig

Weitere Infos:

zu Anforderungen und Ausbildungsinhalten unter: www.smul.sachsen.de/bildung/314.htm

Foto: Birgit Hilbig

Foto: Birgit Hilbig