Fröhlich, locker und entspannt geht es bei den Babykonzerten zu. Das kommt gut an bei den Allerkleinsten und ihren Familien.

Fröhliches Stimmengewirr erfüllt den Raum. Ein paar Stühle stehen am Rand. Doch die meisten der großen und kleinen Zuhörer sitzen auf mitgebrachten Decken und Kissen. Mancher Vater liegt entspannt ausgestreckt auf dem Boden. Die Kleinsten krabbeln umher und jauchzen. Beim „Babykonzert – Gefühle“ können Familien In lockerer Atmosphäre Musik mit allen Sinnen entdecken und genießen. Die Konzertreihe für die Allerkleinsten ist ein Angebot frühkindlicher Musikvermittlung abseits vom Konzertsaal, ganz auf die Bedürfnisse von kleinen und großen Besuchern abgestimmt. Zwei Frauen mit Violoncello gehen im Raum umher, zupfen zur Einstimmung die Saiten nah bei den Kindern. Begleitet werden sie von einem Musiker an der Spacedrum, einer Art Klangscheibe. Laura Härtel und Deborah Oehler, beide freie Musikerinnen und Musikpädagoginnen, wechseln sich ab mit Clemens Zichner. Rund 40 Erwachsene und 20 Kinder, vom Baby- bis zum Vorschulalter, lauschen ihnen an diesem Sonntagvormittag in einem Klassenzimmer der Waldorfschule Dresden. Das einstündige Programm ist abwechslungsreich und nimmt die Zuhörer mit auf eine musikalische Gefühlsreise. Mit lustigen Kinder- und Volksliedern zum Mitsingen wie „Es tanzt ein Bibabutzemann“ und „Hejo, spann den Wagen an“, Werken von Smetana, Kummer und Barrière. Von französischem Barock über Tango, ungarische Tänze und Improvisation bis hin zu lateinamerikanischen Melodien. Ruhige und schnelle, besinnliche und beschwingte Klänge treffen aufeinander. Die Kleinen klatschen mit den Händen den Takt, hüpfen und tanzen ausgelassen, einige mit ihren Eltern. „Man sieht am Verhalten der Kinder, dass sich die Musiker ihrer kleinen Besucher annehmen und dass diese sich wohlfühlen“, sagt Oliver Hörnlein, der als Erzieher arbeitet. Es ist schon das dritte Babykonzert, das er mit seiner Tochter Rosa Bo, eineinhalb Jahre, und seiner Frau Tabea, von Beruf Dramaturgin am Theater Junge Generation, besucht. Schön sei auch das gemeinsame Singen und Vorstellen verschiedener Instrumente, ergänzt sie. Im vorigen Konzert konnten sie auch Melodien auf der Klarinette und am Klavier hören. „Und man sieht viele bekannte Gesichter in der Runde“, so Oliver Hörnlein. Gerade mal sieben Wochen alt ist Greta, die jüngste Konzertbesucherin, die Vater Daniel Klawitter im Arm hält. Er arbeitet als Softwareentwickler. „Diese Möglichkeit, zusammen mit dem Kind Musik zu erleben, gefällt uns sehr“, sagt er. „Beim letzten Mal hat Greta geschlafen, diesmal war sie wach und in den Pausen unruhiger als während der Musik.“ Dies war ihr zweites Babykonzert, und sie kommen gern wieder. Premiere hatte die Reihe im Dezember 2016, ins Leben gerufen von der Klarinettistin Klara Fabry. Sie hat selbst eine kleine Tochter und begeisterte mit ihrer Initiative andere Musikerinnen. „In Dresden gibt es musikalische Früherziehung und Theater für die Allerkleinsten, aber Konzerte fehlten bislang“, sagt die Cellistin Laura Härtel. Im Gegensatz zu München oder Berlin, wo schon länger Babykonzerte organisiert werden. Inzwischen besteht auch in Dresden ein Pool von Musikern, die abwechselnd unterschiedliche Programme spielen. Erwachsene zahlen erschwingliche Preise, Kinder haben freien Eintritt. Die Babykonzerte finden monatlich statt. „Wir haben gemerkt, dass schon kleine Kinder die Melodien und die dahintersteckenden Emotionen verstehen“, sagt Laura Härtel. Sie erleben verschiedene Stimmungen und Klangfarben, erfahren, dass es tief und hoch, laut und leise, leicht und froh und auch mal traurig klingen kann. Bei langen Phasen lasse die Konzentration etwas nach. „Da sind wir immer noch am Ausprobieren.“ Während des Konzerts äußern die Zuhörer ihr Gefallen auch nicht durch lautstarken Beifall, sondern winken den Musikern zu, um die schlafenden Babys nicht zu wecken. Aufgrund der großen Resonanz empfehlen die Veranstalter eine Voranmeldung. „Und wir möchten das Angebot gern weiter ausbauen und versuchen, über die Stadt eine Förderung zu bekommen.“ Lilli Vostry

Weitere Infos:

www.babykonzerte-dresden.de

Fotos: Lilli Vostry, Luise Börner