Eltern sind die wichtigsten Verkehrserzieher ihrer Kinder und entscheiden über den besten Schulweg. Unterstützung gibt’s von Schule, Polizei und Verkehrsunternehmen.
Ab wann kann ich mein Kind allein zur Schule schicken? Auf diese Frage, so die Verkehrsexperten, gibt es keine pauschale Antwort. Zu unterschiedlich sind die Schulwege und die individuelle Entwicklung der Kinder. „Entscheidung und Verantwortung liegen allein bei den Eltern“, sagt Manuela Reschke von der Zentralstelle für polizeiliche Prävention des Landeskriminalamtes Sachsen. „Denn nur sie können einschätzen, wie gut Tochter oder Sohn auf die Herausforderungen des Straßenverkehrs vorbereitet sind.“ Zwar fließt Verkehrserziehung an vielen Stellen in den Alltag der Grundschulen ein – doch ein spezielles Fach oder gar eine Prüfung gibt es nicht. Einzige Ausnahme ist die in Sachsen nach wie vor obligatorische Radfahrausbildung in der 4. Klasse, in die auch die Polizei eingebunden ist. „Bei den Übungsstunden und bei der Abschluss-Kontrollfahrt ist immer ein Polizist dabei“, so Manuela Reschke. „Er trägt dann auch in den Fahrradpass ein, was das Kind noch üben sollte.“ Spätestens hier sind aber wiederum die Eltern gefragt: Sie müssen das Gelernte mit den Kindern trainieren und dabei gute Vorbilder sein. Dazu gehören auch der Fahrradhelm und – gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit – die funktionstüchtige Beleuchtung.
Analog zum Fahrradpass hat die sächsische Polizei einen Fußgängerpass entwickelt, den Lehrer und Erzieher für Übungen nutzen können. Auch er enthält Hinweise für die Eltern und kann, ebenso wie der etwas ausführlichere Flyer „Sicher auf dem Schulweg – Sicher in der Freizeit“, über die Kitas und Schulen bestellt werden. „Viele Schulen geben zudem Schulwegpläne aus“, sagt die Fachfrau vom LKA. „Sie enthalten Empfehlungen für die sichersten Varianten.“
Das A und O jedoch, so Manuela Reschke, ist das geduldige Üben in der Familie: Dabei gelte immer der Fahrplan „Erklären, zeigen, gemeinsam tun, Kinder allein machen lassen“. Ist der Schulweg nicht weit, führt nicht oder nur an Ampeln über viel befahrene Straßen, kann man ihn schon vor dem ersten Schultag gemeinsam er-kunden und trainieren. Dabei sollte man jedoch berücksichtigen, mahnen die Fachleute, dass Vor- und Grundschüler keine kleinen Erwachsenen sind: So könnten sie in der Regel bis zum siebenten Lebensjahr Größe und Entfernung nicht zu der Einschätzung verknüpfen, wie schnell sich ein Auto nähert.
Schulbus oder Elterntaxi fordern den Kindern zwar weniger ab, bergen aber auch oder gerade deshalb Gefahren. „Weil der Platz rund um die Schule knapp ist, halten Eltern vielfach an ungünstigen Stellen“, sagt Manuela Reschke. „Das Kind muss dann – oft in Eile – doch noch eine Fahrbahn überqueren, oder das Auto versperrt anderen die Sicht.“ Besonders beim Aussteigen aus dem Schulbus ist ebenfalls Aufmerksamkeit gefragt. Einige Verkehrsunternehmen – in unserer Region beispielsweise der Regionalverkehr Dresden – bieten deshalb Schulbustrainings an. Die Dresdner Verkehrsbetriebe führen Kinder an den selbstständigen Schulweg mit Bus und Bahn heran.
Auf keinen Fall unterschätzt werden darf aus Sicht der Fachleute der Schulwechsel nach der vierten Klasse. Denn er ist meist nicht nur mit völlig neuen Wegen verbunden, sondern fällt auch in eine andere Entwicklungsphase. Zehnjährige Kinder, so heißt es, haben zwar die für die Teilnahme am Verkehr wichtigen Fähigkeiten, neigen mit einsetzender Pubertät aber zu einer höheren Risikobereitschaft. Viele nehmen statt des sichersten den kürzesten Weg oder tragen keinen Fahrradhelm. „Die Kinder sind in diesem Alter nicht aus dem Gröbsten heraus. Im Gegenteil, im Schnitt passieren fast doppelt so viele Unfälle wie bei Grundschülern.“
Für alle Altersgruppen und Schulwegarten, fasst Manuela Reschke zusammen, gelten zwei wichtige Regeln: Eltern und Kinder müssen genug Zeit für den Weg einplanen und ihm die volle Aufmerksamkeit schenken. Denn Zeitdruck und Ablenkung – beispielsweise durch Smartphone oder Rangeleien mit Mitschülern – sind mit die häufigsten Gründe für Fehlverhalten.
Text: Birgit Hilbig, Foto: www.istockphoto.com©Bolot
Weitere Infos: Landeskriminalamt Sachsen Zentralstelle für polizeiliche Prävention, Tel. 0351 8552309, praevention.lka@polizei.sachsen.de
Sicher im Dunkeln
- Bei schlechter Sicht können Autofahrer Fußgänger mit dunkler Kleidung erst sehr spät erkennen – laut Deutschem Verkehrssicherheitsrat aus rund 25 Metern. Dabei beträgt der Bremsweg bei 50 km/h nach gängiger Faustregel 28 Meter. Deshalb für die eigene Sicherheit besser helle Kleidung tragen, auch wenn sie gerade im Herbst und Winter schneller schmutzig wird. Zusätzlich werden Reflektoren empfohlen, denn damit werden Fußgänger bis zu 140 Meter früher gesehen. Weil Autofahrer zuerst die untere Körperhälfte wahrnehmen, sind Reflexbänder an den Beinen sinnvoll.
- Für Radfahrer sind eine intakte Beleuchtung und Reflektoren am Fahrrad das A und O. Helle und reflektierende Kleidung – noch besser eine Sicherheitsweste – erhöhen auch hier die Sichtbarkeit.
- Ein Fahrradhelm, gegebenenfalls mit Zusatzbeleuchtung, sollte selbstverständlich sein. Denn unabhängig von möglichen Kollisionen erhöhen feuchtes Laub, Schnee und Eis die Sturzgefahr erheblich.