Ein ganzes Panoptikum der Beziehungsfacetten zwischen Mensch und Tier zeigt eine Sonderschau im Hygiene-Museum.
Dreißig Millionen Haustiere leben in Deutschland. Neun Milliarden Euro geben ihre Besitzer jährlich für sie aus. Und vielen sind ihre tierischen Mitbewohner mehr wert als Geld. Die stummen Familienmitglieder begleiten den Alltag. Hund und Katz dienen in Wohnstube, Kinderzimmer oder auf der Straße verschiedenen menschlichen Bedürfnissen: nach Liebe und Geborgenheit, Treue und Gehorsam oder als Kommunikator zu wildfremden Menschen. Humorvoll und wertfrei versucht die neue Sonderschau im Hygiene-Museum, verschiedene Sichtweisen aufzuzeigen. Tierfreunde und Tierrechtler kommen ebenso zu Wort, wie die Perspektive aus Vogel- oder Fischaugen verdeutlicht wird. Ohne die Moralkeule zu schwingen, ist es den Kuratoren gelungen, auch Schattenseiten dieser Abhängigkeitsbeziehung anzusprechen und historische Änderungen in der Einstellung zu Zucht, Dressur und Käfighaltung aufzuzeigen. Während der Hund seit Tausenden von Jahren den Menschen begleitet, verschwanden Pferde, Kühe oder Schweine im 20. Jahrhundert fast völlig aus dem Lebensumfeld in der Stadt. Heute besitzen zwei Drittel der deutschen Haushalte überhaupt kein Heimtier. Die einen werden heißer geliebt als Menschen; die anderen werden missbraucht oder landen ganz selbstverständlich auf dem Teller. Wie zufällig ist diese Selektion? Niedlich oder gefährlich, heilig oder lästig, ausbeutbar oder unkontrollierbar – all diese Widersprüche und was ein Tier über seinen Halter verrät, nehmen Präparate, Kunst- und Kitschobjekte, Filme, Virtual-Reality-Brillen, Mitmach- und Hörstationen genauer in den Blick. Hinzu kommen hochkarätige Begleitveranstaltungen sowie zwei
Bücher, Schulprogramme und ein Kinderbegleitheft. Letzteres dient als spielerischer Wegweiser, der mit Fragenstellungen und aktivem Mitmachen Kindern helfen kann, herauszufinden, ob und wenn ja welches Haustier zu ihnen passt. Una Giesecke
Weitere Infos:
geöffnet bis 1. Juli 2018, dienstags bis
sonntags von 10 bis 18 Uhr, www.dhmd.de
Foto: Una Giesecke