Der Langlauf ist auf dem besten Weg, das alpine Skifahren in den Schatten zu stellen. Denn der Sport auf den schmalen Brettern trainiert den ganzen Körper, birgt eine geringere Verletzungsgefahr, erfordert keine so teure Ausrüstung und verursacht kaum Eingriffe in die Natur. Und das Beste: Man kann ihn unkompliziert ausprobieren. Darüber sprachen wir mit dem ehemaligen Weltklasse-Langläufer Tobias Angerer, der am Rande des FIS Skiweltcups Dresdner Grundschüler an seinen Sport heranführt.

In welchem Alter sollte man Kinder zum ersten Mal auf die Bretter stellen?

Ein „zu früh“ gibt es meiner Ansicht nach kaum: Ich selbst stand schon mit drei Jahren in der Spur. Gerade kleinere Kinder haben keine Berührungsängste und machen automatisch das Richtige. Wichtig ist nur, dass man sie probieren lässt, dass man sie weder ausbremst noch überfordert.

Wie bringt man Kindern die richtige Technik bei?

Für den Anfang ist der Spaß auf jeden Fall wichtiger als die Technik – und man sollte ihn auch nicht trüben, indem man die Kinder ständig belehrt. Kleinen Einsteigern empfiehlt sich unbedingt der klassische Stil, denn er ist dem normalen Gehen ähnlicher als das Skaten und lässt sich in den Grundzügen intuitiv erlernen. Durch die Loipe steht man zudem fester und kann das Gleichgewicht besser halten. Wenn die Eltern dann merken, dass ihre Kinder Geschick und Interesse haben, können sie sie in einem Skiverein anmelden. Davon gibt es in Dresden und Umgebung einige.

Welche Erfahrungen haben Sie mit den Dresdner Grundschülern gemacht?

Das Learning by Doing hat sich bestens bewährt: Nach einem lustigen Aufwärmprogramm dürfen die Kinder gleich loslegen. Natürlich sind einige anfangs ein bisschen wacklig auf den Beinen und fallen auch ab und zu hin – aber ich staune immer wieder, wie schnell die Kinder lernen und wie begeistert sie bei der Sache sind. Diejenigen, die schon Vorkenntnisse haben, helfen ihren Mitschülern und motivieren sie.

Und wenn die Kinder dann Feuer gefangen haben?

Egal, ob die Kinder ihre ersten Schritte bei uns oder mit den Eltern gemacht haben: Der beste „Sportplatz“ fürs Langlaufen in Familie ist die Natur. Durchs nahe Erzgebirge haben die Dresdner dafür gute Voraussetzungen. Bei der Länge der Touren sollte man sich unbedingt an den jüngsten Familienmitgliedern orientieren. Ihnen genügen manchmal drei, vier oder fünf Kilometer, denn sie wollen Spaß an der Bewegung im Schnee haben und nicht nur stur von A nach B laufen.

Was empfehlen Sie in puncto Ausrüstung?

Für kleine Anfänger sollten die Eltern erst einmal Ski ausleihen. Anbieter gibt es in allen Skigebieten, und die Fachleute suchen das passende Equipment heraus. Denn nichts bremst den Spaß mehr als zu weiche Bretter, mit denen man bergab nicht in Fahrt kommt. Aber auch Ski mit zu hoher Spannung, die keinen Abdruck ermöglichen und ständig nach hinten wegrutschen, können frustrierend wirken. Eine spezielle Kleidung braucht man für den Langlauf nicht unbedingt: Ich selbst trage da auch ähnliche Funktionssachen wie zum Laufen oder Radfahren im Herbst. Hauptsache, sie sind atmungsaktiv, windabweisend und trocknen schnell.

Gespräch: Birgit Hilbig


Weitere Infos:

Tobias Angerer, Jahrgang 1977, war in seiner aktiven Laufbahn zweimal Weltcup-Gesamtsieger, viermal Vizeweltmeister und gewann vier Olympia-Medaillen. Heute organisiert der studierte Sportmanager Veranstaltungen und gibt sein Wissen weiter; Breiten- und Nachwuchssport liegen ihm sehr am Herzen. Seit Oktober 2018 ist er zudem Vizepräsident des Deutschen Skiverbandes.

Der FIS Skiweltcup Dresden wird 2020 am 11. und 12. Januar ausgetragen. Familien können die Wettkämpfe mit einem neuen Ticket zum Preis von 40 Euro pro Tag (gültig für zwei Erwachsene und bis zu vier Kinder) verfolgen.
Im Rahmen von „Schulsport auf Ski“ dürfen im Anschluss an das Ereignis rund 400 Schüler der 1. bis 3. Klassen die Strecke nutzen. Angeleitet werden sie von Tobias Angerer, Volunteers und freiwilligen Helfern aus dem Sächsischen Skiverband. Zudem sind Zeiten für das öffentliche Laufen geplant.

Skiweltcup Dresden