Am Morgen des 6. Dezember finden die meisten Kinder hierzulande Süßigkeiten in ihren Schuhen vor. Doch wie kam es zu diesem Brauch?

Einer der bekanntesten Heiligen des Christentums hat heute seinen Ehrentag – der Nikolaus. Zahlreiche Sagen ranken sich um den Bischof, der in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts in Lykien, einer Halbinsel im Südwesten der heutigen Türkei, lebte. Es gibt hingegen nur wenige belegte Tatsachen über das
Leben des historischen Nikolaus. Sicher ist, dass er zum Priester geweiht und Abt in einem Kloster wurde. Sein Vermögen vertilte der selbstlose Nikolaus unter den Notleidenden.

Gold ins Zimmer geworfen

Aus diesem mehr oder weniger bewiesenen Fakt entwickelte sich der Einlegebrauch, also das Füllen der Schuhe in der Nacht auf den 6. Dezember. Einer Legende nach beabsichtige einst ein verarmter Mann, seine drei Töchter zu Prostituierten zu machen – mangels Mitgift konnte er sie nicht standesgemäß vermählen. Nikolaus erfuhr von der Notlage und warf in drei aufeinander folgenden Nächten kurzerhand je einen Goldklumpen durch das Fenster des Schlafzimmers der Jungfrauen. Deshalb wird Nikolaus ikonografisch auch häufig mit drei Goldkugeln dargestellt.

Von Christkind abgelöst

Übrigens fand die weihnachtliche Bescherung ursprünglich am Nikolaustag statt (das tut sie in einigen Ländern auch heute noch). Mit der Reformation setzte sich dann die Ablehnung der Heiligenverehrung durch, die Bescherung wurde vielerorts auf Weihnachten verlegt und Nikolaus vom Christkind abgelöst. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich dann aus dem Nikolaus-Brauchtum der amerikanische Santa Claus mitsamt roter Robe und markttauglichem Rauschebart-Grinsen.

Text: Viktor Dallmann