Reisen bedeutet für viele Familien Abenteuer. Den Alltag für eine Weile hinter sich lassen und einfach nur Zeit miteinander verbringen. Eine gute Vorbereitung macht die Sache entspannter.
Für unser größtes Abenteuer begannen die Vorbereitungen bereits ein Jahr vorher. Um unangenehme Überraschungen zu vermeiden, ist es wichtig, die klimatischen Bedingungen vor Ort zu kennen. Wir schauten uns die Klimazonen weltweit ganz genau an und entschieden uns, welche Monate wir wo verbringen könnten. So ergab sich eine mögliche Route.
In der Regenzeit zum Beispiel waren wir in Kambodscha. Nach den täglich heftigen, aber kurzen Schauern strahlte den Rest des Tages die Sonne. So genossen wir die fast menschenleeren Tempel von Angkor Wat in der Nebensaison. Wollt ihr euren Urlaub in den Tropen verbringen? Dann ist es sinnvoll, über Impfungen nachzudenken und genug Zeit dafür einzuplanen. In ferne Länder zu reisen oder lange unterwegs zu sein, bedeutet übrigens nicht, dass es teuer sein muss. Für unser Weltreisejahr gaben wir etwa genauso viel aus wie für ein Jahr in Deutschland.
Nichts vergessen
Aber nicht nur Tourplanung, Impfungen und Budget gehören zu den Vorbereitungen. Nichts ist ärgerlicher, als etwas Wichtiges zu Hause zu vergessen. Auf unserer Homepage findet ihr verschiedene Merklisten, die sich für uns als hilfreich erwiesen haben: unter anderem zu Kosten, Versicherungen, Reiseunterlagen, Visum, U-Untersuchungen, Impfungen und Bankgeschäften. Auch das Kita-Essen muss gekündigt werden, und die Handyverträge sind anzupassen.
Wir reisten mit zwei großen 70-Liter-Rucksäcken und einem kleinen Zehn-Liter-Rucksack für Fine (nur für Kuscheltiere und Malsachen). Zusätzlich hatten wir zwei kleine wasserdichte Packsäcke als Handgepäck und eine große Ortlieb-Rolle (superklein zusammenfaltbar) zum Transport für mögliches Übergewicht bei Inlandsflügen dabei. Unsere „Großen“ wogen je 21 und unsere Handgepäckstücke jeweils drei Kilogramm.
Fünf Tage Transsib
Für Russland zum Beispiel mussten wir schon vorher viel Zeit, Geduld und Geld ins Visum investieren. Russland war das erste Land auf unserer großen Reise. Die transsibirische Eisenbahn brachte uns von Moskau bis an den Baikalsee. Das allein war schon ein riesiges Abenteuer. Zugegeben, wir machten uns vorher viele Gedanken, ob wir mit zwei kleinen Kindern fünf Tage und vier Nächte in einem Zug quer durch Sibirien reisen sollten. Erstaunlicherweise waren unsere Sorgen unbegründet. Fine und Willi spielten herrlich zusammen, fanden schnell Anschluss bei den russischen Kindern, tauschten Spielzeug, tobten auf dem langen Gang, beschäftigten sich mal bei uns im Abteil, mal bei anderen Familien oder tanzten zu russischen und deutschen Kinderliedern.
Bei jedem längeren Stopp kauften wir auf den Bahnsteigen von fliegenden Händlern frische Lebensmittel wie Obst, Gemüse, verschiedenste Teigtaschen, gekochte Dill-Kartoffeln oder geräucherten Fisch. Mittags schliefen unsere Kinder lange im schaukelnden Zug, und wir hatten Zeit zu lesen, uns mit Mitreisenden auszutauschen oder die fantastische Landschaft zu genießen. Die änderte sich jeden Tag: Berge, Wiesen, Wälder und schließlich der Baikalsee – 600 Kilometer lang und über 1 600 Meter tief!
Einfach Natur pur
Mit dem Minibus ging es dann Richtung Norden, immer am See entlang, rund 300 Kilometer durch die Wildnis bis ins Camp. Kein Geldautomat, kein Supermarkt, nichts, einfach nur Natur pur. Unendlich war der Blick ins riesige Sibirien. Und das alles ohne Zäune. Hier erlebten wir auch die ganz normalen russischen Leute. Unglaublich freundlich, hilfsbereit und neugierig. Fine und Willi fanden schnell Freunde und waren jeden Tag umringt von russischen Kindern. Sie hatten ihre eigene Sprache und spielten stundenlang zusammen.
Ohne Frage, die Fahrt war beeindruckend. Wir wollen dieses Erlebnis nicht missen und können nur empfehlen: Macht einmal in eurem Leben eine Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau in die Mongolei. Und nehmt eure Kinder mit!
Es fällt uns recht schwer, die richtigen Worte für diese fantastische Landschaft zu finden. Selbst Willi – noch nicht mal zwei Jahre alt – stand immer wieder staunend am Fenster und rief: „Ohhhh, cool, toll, da, toll.“
Text: Anja + Mirko Nemitz mit Fine und Willi, Foto: privat