In der Blasewitzer Kita Waldparkhaus steht noch ein echter Koch hinterm Herd. Für die Kinder ist das Gold wert.
„Heute gibt es Kabeljau“, verkündet die dreijährige Lore stolz, bevor sie sich mit ihren gleichaltrigen Freunden an den Tisch setzt. Friedrich deckt ein. Es ist kurz nach elf Uhr, Zeit zum Essen für die „Hummeln“. Küchenchef Enrico hat inzwischen alles vorbereitet und schickt seine Assistentin mit den Schüsseln voller Essen ins Obergeschoss. Die Kindergartengruppe aus dem Waldparkhaus in Dresden-Blasewitz isst heute Kochfisch mit Senfsoße, Salzkartoffeln und buntem Salat – frisch zubereitet im eigenen Haus. Ein Luxus, den nur noch wenige Kitas sich – beziehungsweise ihren Schützlingen – gönnen. Denn immer mehr Kindertagesstätten in Sachsen setzen bei der Ernährung auf Caterer und Zulieferer, statt selber zu kochen. Das geschieht vorranging, um Kosten zu sparen, und in Zeiten von zahlreichen Nahrungsmittelunverträglichkeiten ebenso, um die Logistik zu erleichtern. Doch auch wenn die Menüs regelmäßig kontrolliert werden und den meisten Kindern schmecken, sind sie kein vollwertiger Ersatz für eine frische Küche. Durch Vorbereitung, Massenproduktion und Transport gehen bei den Großküchenprodukten viele wichtige Nährstoffe und nicht zuletzt Geschmacksstoffe verloren, zudem sind der Kreativität auf dem Teller oft Grenzen gesetzt. Auch der Blick in die Küche und die Auseinandersetzung mit der Nahrungsmittelverarbeitung bleibt so vielen Kindern verwehrt – das Essen kommt dann halt einfach aus dem Lieferwagen. „Essen und speziell gesunde Ernährung spielen bei uns ständig eine Rolle“, erklärt Elisabeth Rehm, pädagogische Leiterin im Waldparkhaus. So ist es nicht nur die eigene Küche samt Team, die einen großen Mehrwert für die Kinder darstellt. Auch verschiedene Projekte rund ums gesunde und richtige Essen runden das pädagogische Profil im Waldparkhaus ab. Und, so zeigt es sich in Blasewitz, der finanzielle Mehraufwand für die Eltern ist trotz frischer Küche und mehreren Mahlzeiten am Tag gering. Durchschnittlich gibt’s vom Versorger in Sachsen Frühstück, Mittagessen und Vesper für etwas mehr als vier Euro – die Eltern in der Kita Waldparkhaus zahlen mit 5,50 Euro am Tag nur rund ein Drittel mehr. Das rentiert sich laut Rehm aber mehrfach. Denn neben der frischen Mittagskost gibt es für den Beitrag ein abwechslungsreiches Frühstück, eine Obst- und Gemüsemahlzeit, Vesper und für die ganz Späten auch ein Abendessen. „Eier, Müsli, Joghurt und frische Bäckerbrötchen“ gibt es beispielsweise zum Frühstück, wie der dreijährige Lasse aufzählt. Genau wie die anderen aus der „Hummel“-Gruppe beschäftigt er sich sehr genau mit dem, was er isst. „Wir führen mit den Kindern Gespräche über das Essen, woher es kommt, wie es zubereitet wird, ob es schmeckt oder ob es gesund ist“, erklärt Rehm. Und Küchenchef Enrico liefert die volle Bandbreite. Lammbraten, Ratatouille, Bulgur, Süßkartoffeln. Der Speiseplan strotzt vor Kreativität. „Es gibt nichts, was ich nicht koche, die Kinder können alles probieren“, so der Küchenchef. Da gibt es halt auch mal die klassische Tiegelwurst … Der Speiseplan wird in Absprache mit der pädagogischen Leitung wöchentlich individuell kreiert, ohne dass er sich im Monatszyklus wiederholt. Zudem wird in Enricos Küche Qualität großgeschrieben. „Wenn es Wiener Schnitzel gibt, dann kommt das Fleisch auch vom Kalb“, so der 40-Jährige. Thematisiert wird die Ernährung im Waldparkhaus auch in spannenden Projekten wie etwa „Wir werden Ernährungsexperten“, bei denen der Nachwuchs in der Kinderküche auch schon mal selbst Hand anlegt, Smoothies mixt oder einfache Speisen zubereitet. Dazu gesellen sich saisonale Höhepunkte wie ein Erntedankfest oder ein sommerliches Kinderfest, wo die Kleinen selbst bestimmen können, was auf den Tisch kommt. Sebastian Burkhardt
Fotos: Sebastian Burkhardt