Das kleine Koalaweibchen im Zoo Dresden ist jetzt rund ein Jahr alt. Vom Zwei-Zentimeter-Winzling hat es sich zu einem kräftigen Jungtier entwickelt.

Obwohl sie sich nur selten und sehr gemächlich bewegt, ist Janali ein Star im Prof. Brandes-Haus: Zoomitarbeiter und Besucher verfolgen gespannt die Entwicklung des ersten in Dresden geborenen Koala-Jungtiers. Vor allem mittwochs und sonntags um 11 Uhr bilden sich Menschentrauben vor der Anlage, denn dann wird Janali direkt an der Scheibe auf die Waage gesetzt. „Beim ersten Mal am 10. November wog die Kleine 488 Gramm“, sagt Tierpfleger Olaf Lohnitz. „Inzwischen hat sie ihr Gewicht mehr als vervierfacht.“ Schon seit einiger Zeit ernährt sich Janali hauptsächlich von Eukalyptus – täglich drei verschiedene Arten werden den Dresdner Koalas angeboten. „Ab und an zieht sich das Jungtier noch eine Zitze aus dem mütterlichen Beutel“, so Lohnitz. „Doch es kommt schon vor, dass Eerin ihrem Nachwuchs die Milch verweigert.“ Das sei völlig normal, denn Janali wurde am 22. März ein Jahr alt und ist dem Säuglingsalter praktisch entwachsen. Die ersten Monate verbrachte sie allerdings verborgen im Beutel, in den sie unmittelbar nach der Geburt gekrabbelt war – als zwei Zentimeter langer, blinder und haarloser Winzling. Sie „dockte“ sofort an eine der beiden Zitzen an und blieb für die nächsten Monate fest damit verbunden. Im Beutel wuchs sie heran, entwickelte Augen, Ohren und Fell. Seit Ende September letzten Jahres konnten die Tierpfleger hin und wieder eine Hand oder einen Fuß des Jungtiers sehen; am 3. Oktober streckte es erstmals sein Köpfchen heraus. Bald darauf verließ Janali den Beutel und war anfangs vor allem auf dem Rücken von Mutter Eerin in der Anlage unterwegs. Zum Wiegen lösten die Tierpfleger das Jungtier vorsichtig und setzten es auf einen großen Plüsch-Koala, an dem es sich während der Prozedur festhalten konnte. „Eerin ließ das ganz entspannt geschehen“, versichert Olaf Lohnitz. „Das Weibchen hat großes Vertrauen zu uns.“ Diese „liebe und zutrauliche Art“ habe die Mutter offenbar an die Tochter weitergegeben: Janali – der Name stammt übrigens aus der Sprache der Aborigines und bedeutet „Mond“ – kommt sogar von sich aus auf Olaf Lohnitz zu und möchte auf den Arm genommen werden. Insgesamt sei Janali sogar ein bisschen mobiler als Eerin, wobei das bei Koalas relativ ist:
Selbst in der Kindheit spielen und „toben“ sie nicht wie manche andere Jungtiere. Denn mit der wenigen Energie, die ihnen die nährstoffarmen Eukalyptusblätter liefern, müssen Koalas gut haushalten. Was nicht heißt, dass sie im Einzelfall nicht auch mal schnell sein können: zum Beispiel, wenn sie von einem Baum zum anderen laufen. Zu Vater Mullaya hat Janali keinerlei Kontakt: Wie in der Natur beschränkt sich die Vater-Kind-Beziehung auch im Zoo auf den Moment der Befruchtung. Der ist, so Lohnitz, alles andere als „romantisch“: „Bei der Verpaarung von Koalas geht es sehr ruppig zu.“ Den Zeitpunkt bestimmen die Weibchen, die die Männchen rufen, wenn sie in Hitze sind.

Steckbrief Koala

  • Die überwiegend nachtaktiven Beuteltiere kommen in der Natur nur in den Wäldern Australiens vor. Sie ernähren sich ausschließlich von Eukalyptus.
  • Koala-Männchen werden bis zu 85 Zentimeter groß und 15 Kilogramm schwer; die Weibchen sind kleiner und leichter. Die Lebenserwartung liegt bei 13 bis 18 Jahren.
  • Im Alter von zweieinhalb bis vier Jahren werden weibliche Koalas geschlechtsreif. Nach einer Tragzeit von 35 Tagen bringen sie ein winziges Junges zur Welt, das sich im Beutel weiterentwickelt.
  • In der Natur gelten Koalas als gefährdete Art; ihr Lebensraum wird durch Menschen und Buschfeuer zerstört. Wegen der anspruchsvollen Ernährung werden die Tiere nur in wenigen Zoos außerhalb von Australien gehalten. 2013 kamen die ersten beiden Koalas nach Dresden.

Text: Birgit Hilbig

Janali ist dem Säuglingsalter jetzt entwachsen.

Foto: Thorsten Eckart