Bei den Tannenhähern gelang die erste Zucht in der Geschichte des Dresdner Zoos.

Robust und aktiv sollten sie sein, die neuen Bewohner der ehemaligen Birkhuhn-Voliere. Und sie sollten zum Waldcharakter an der Nordseite des Zoos passen. „Unsere Wahl fiel auf Tannenhäher“, sagt Kurator Matthias Hendel. „Diese Rabenvögel werden selten in Zoos gezeigt.“ In der Natur kommen sie in nadelwaldreichen Gebieten mit Fichten und Zirbelkiefern vor – so im Alpenraum, in Nord- und Osteuropa, in Sibirien bis hin nach Korea und Japan. Der Start der Tannenhäher-Haltung stand allerdings unter keinem glücklichen Stern: Ende 2015 starb der gerade erst angekom- mene Hahn und ließ die Henne allein zurück. Hendel ging auf die schwierige Suche nach Ersatz und wurde erst in einem tschechischen Zoo fündig: Dort hielt man ein Fundtier hinter den Kulissen. Das war sehschwach und sicher nicht mehr ganz jung – aber die Sache sollte einen Versuch wert sein. Mit der Vogelgrippe kam Ende 2016 der nächste Schicksalsschlag: Das Häher-Paar musste in einen viel kleineren, überdachten Käfig. „Ich habe trotzdem Nester hergerichtet“, sagt Tierpflegerin Kerstin Kunadt. „Die Henne legte auch drei Eier. Doch sie waren, wohl durch den Stress, unbefruchtet.“ Zurück in der großen Voliere, waren die intelligenten Vögel reichlich beschäftigt: Sie mussten ihre Nahrung aus Öffnungen und Gefäßen herausholen und bekamen sogar Tierspielzeug. „Wie alle Häher verstecken sie gerne Futter“, so Kerstin Kunadt. „Wenn sie sich dabei beobachtet fühlen, lagern sie es sogar noch einmal um.“ Noch im Winter begann der Hahn zu balzen, und bevor Kerstin Kunadt eine Nistgelegenheit einrichten konnte, war die Henne auf einmal verschwunden. Später stellte die Pflegerin fest, dass das Nest im Baum längst fertig war – ohne dass irgendjemand etwas vom Bau bemerkt hätte. „Ab 7. März saß sie offenbar fest auf den Eiern. Und der Hahn schien sie zu füttern. Aber auch davon sah und hörte man nichts.“ Ebenso wenig wie von den Jungen, die um den 20. März herum geschlüpft sein müssen. Erst Mitte April ließ sich die Mutter wieder blicken, und dann tauchten zwei Küken auf dem Nestrand auf. Inzwischen beteiligen sie sich an der Beschäftigung und sind auch für die Besucher zu sehen. „Wir sind sehr stolz auf diese erste gelungene Zucht in der Dresdner Zoogeschichte“, so Hendel. „Und mittlerweile wissen wir auch, dass wir ein männliches und ein weibliches Jungtier haben.“ Birgit Hilbig

Viel Spaß und einen schönen Herbst da draußen!

Foto: Steffen Füssel
Foto: Steffen Füssel