Morgens um sechs im Badezimmer: Wie um Himmels willen bekomme ich die Haare gebändigt? Nein, nicht meine eigenen, darum kann ich mich später kümmern – an der roten Ampel, zum Beispiel, auf dem Weg zur Arbeit … – Wer wie Redakteurin Iris Hellmann keine Friseurin in Verwandtschaft oder im Freundes- und Bekanntenkreis hat, muss Kamm und Bürste selbst in die Hand nehmen. Ein Erfahrungsbericht auf dem Weg zur, nun, nennen wir es: Frisur fürs Kind.
Wenn die Haare länger werden, muss Mama Nachhilfe nehmen: Im Frisieren bin ich eine Null. Meine eigene mehr als schulterlange Mähne bändige ich meist einfach mit einem Zopfgummi, mal als Pferdeschwanz, mal als Knoten zusammengewurschtelt. Meine dreijährige Tochter braucht hingegen täglich eine „spiel- und windfeste“ Frisur, und vielleicht auch mal etwas für einen festlichen Anlass. Gegen Haarreifen wehre ich mich aus ästhetischen Gründen, Haarspangen und -klammern wurden von der Kindergärtnerin bemängelt, mit dem nachvollziehbaren Hinweis, die Kleinsten könnten diese, sofern sie aus der Haarpracht irgendwo verloren gegangen sein sollten (was ja öfter mal vorkommen kann), vom Fußboden in den Mund und so weiter … Lange Rede kurzer Sinn: Mit einer Sammelpackung Kinder- Haargummis aus dem Drogeriemarkt – warum müssen da eigentlich IMMER rosafarbende dabei sein? –, Bürste und Kamm bewaffnet, versuche ich, dem Kind die Haare aus dem Gesicht zu zaubern.
Einfachste, schnellste Lösung: der Wurschtel-Dutt
Haare am Hinterkopf hochnehmen, nochmal bürsten, zusammenbinden und dann als Schnecke zusammendrehen, Haargummi nochmal durchziehen, fertig. Leider löst sich das bei zunehmendem Toben auf und muss gegebenenfalls erneuert werden.
Variante 2: die Seitenzöpfe
Der Klassiker. Sieht bei mittelkurzen Haaren sehr süß aus. Allerdings verfügt meine Tochter über stolze drei(!) Wirbel am Oberkopf, sodass es nahezu unmöglich ist, einen akkuraten Mittelscheitel zu ziehen. Und die Haare sind nun schon so lang, dass die Zöpfe etwas schlapp und unförmig herunterhängen. Also versuche ich, die zwei Zöpfe noch mal zu flechten, das ist dann der Pippi-Langstrumpf-Style. Und erstaunlicherweise funktioniert das auch recht schnell.
Variante 3: das Haarband
Zu einer Hochzeit neulich kramte ich so ein Stirnband mit Stoffblume aus einer Schublade hervor, in die es verbannt worden war, nachdem der Kindesvater ein empörtes „Das kannst du deiner Tochter doch nicht antun!“ geschmettert hatte. Damals war die Tochter erst ein paar Monate auf der Welt und trug noch das Modell „Sportplatz mit Hecke“ auf dem Haupt. Also quasi: nichts, nur ein Kranz dünnen, weichen Flaums zierte die seitlichen Partien. Das mit dem Blumenband drum sah, da musste ich dem Papa recht geben, etwas unvorteilhaft aus. Doch nun: Löwenmähne und zarte Kringellöckchen. Und siehe da – mithilfe des Haarbandes wurde daraus eine süße, romantische Wuschelfrisur.
Für Fortgeschrittene: der geflochtene Haarkranz
Immer mal wieder sehe ich solche sorgsam frisierten Mädchen, deren Mütter nachts um drei aufgestanden sein und eine Spezialausbildung im Flechten absolviert haben müssen, um diesen Haarkranz, am besten noch mit zum Kleidchen passenden Blüten geschmückt, hinzubekommen. Wie im Bilderbuch. So was muss ich mir mal von Youtube erklären lassen. Da gibt es einige Videos. Ich staune. So ein Projekt dauert mindestens 15 Minuten. In denen das Kind still sitzen muss. Und Mama eine dritte Hand haben müsste. Mission impossible. Das hebe ich mir für später auf. Und wer weiß, vielleicht kommt es gar nicht dazu. Denn erst heute Morgen erklärte mir das Töchterlein: „Ich möchte kurze Haare. Da müssen wir bald mal zum Friseur gehen, Mama.“ Scheint, als hätte ich eine Glückssträhne.
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