Stellt euch vor, euch tapst ein Igel vor die Füße. Damit ihr auf diese wunderbare Begegnung mit dem drolligen Stacheltier gut vorbereitet seid, gibt Igelexpertin Claudia Biermann ein paar Tipps.

Wer einen Igel im Garten hört, vielleicht sogar mehrere Nächte hintereinander, hat Glück – denn dies ist ein Zeichen, dass das Stacheltier bei euch einziehen möchte. Und das passiert nicht gleich jedem! Stellt euch also vor, der Igel ist gerade frisch angekommen. Darf man ihn da schon „besuchen“? Das empfehlen
Tierexperten wie die Autorin von „Igel gefunden – was nun?“ (Cadmos) Claudia Biermann nicht, denn man möchte das Tier ja nicht vertreiben.

Wer dem Igel eine kleine Freude machen möchte, sollte eine flache Schale Wasser hinstellen, wenn er gerade nicht in der Nähe ist. Geäst für ein Versteck in einer
ruhigen Gartenecke zurechtlegen, das Grünzeug und Laub aus dem Garten auf einen Haufen werfen und das Tier sonst in Ruhe lassen. Denn geschützte Waldtiere
wie unser Freund Stachel dürfen nicht aufgehoben, vertrieben oder ins Haus genommen werden. Igel sind Besucher, aber kein Haustier.

Sofern ein Igel aber krank ist, sollte man etwas unternehmen: das Tier zum Tierarzt bringen, und gegebenenfalls pflegen. Wenn ein Igel so schwach ist, dass er den
Winter nicht überleben kann, darf man ihn dann bis zum Frühjahr im Haus behalten und aufpäppeln, ohne gegen die Vorschriften des Naturschutzgesetzes zu verstoßen. Ein Zeichen, dass ein Igel Hilfe benötigt, ist zum Beispiel, dass er tagsüber ohne Anlass wie Lärm oder Gartenarbeiten über die Wiese getapst kommt. Eine Ausnahme bildet da die Herbstzeit, in der sich die Tiere richtig ins Zeug legen müssen, um sich einen ordentlichen Winterspeck anzufuttern.
Besonders für die Jungtiere gilt: fressen, fressen, fressen, denn sie wollen auf ein Körpergewicht von 550 bis 600 Gramm kommen, um der Kälte und Härte des Winters zu trotzen.

Solltet ihr also einen Igel an einer Stelle außerhalb seines Verstecks sehen, beobachtet ihn eine Weile. Könnt ihr euch ihm nähern odern ihn sogar berühren, ohne dass er sich zusammenrollt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass er krank ist. Gerade bei Durchfall, torkelndem Gang, wenn er mager ist, von vielen Fliegen oder Maden umgeben ist, die Augen eingefallen sind oder wenn das Tier röchelt, sollte man den Tierarzt kontaktieren. Auch das Buch von Claudia Biermann gibt in den detaillierten Beschreibungen der Kapitel zur Igelgesundheit, -pflege und -ernährung viele Hinweise, wie man das Findelkind wieder gesund pflegen kann.

Und wie leicht ihr eurem Igel eine Freude machen könnt, steht da auch! Denn egal, ob wir vom gesunden Igel im Garten oder dem schwachen Tier auf eurer  Pflegestation zu Hause sprechen – euer Freund Stachel verzehrt sich nach Nassfutter für Hund oder Katze, Trockenfutter für Katzen, gebratenem Rinderhackfleisch und sogar nach gebratenem Geflügel und gekochten oder gebratenen Eiern. Und das lockt die Tiere nämlich auch an! Viel Freude bei eurer Igelbegegnung! Marion N. Fiedler

Igel - Foto: Marion N. Fiedler